Diese Woche möchte ich euch im Rahmen unseres Megafon-Blogs über unseren zweiten Erzählabend berichten. Nachdem wir beim unserem ersten Mal schon zusammengesessen sind und sich vieles sehr stimmig angefühlt hatte, war die Nervosität dieses Mal schon ein bisschen geringer. Bevor wir starteten, haben wir uns wieder eine leckere Suppe von der Kulturküche gegönnt. Das hat mir den Einstieg in den spannenden Teil des Abends leichter gemacht. Denn das Thema war „Überforderung – Mir wird’s zu viel!“.
Schon im Vorfeld, als ich Menschen darauf angesprochen hatte, hatte ich große Ambivalenzen diesem Thema gegenüber verspürt. Teilweise, weil sich die Angesprochenen selbst gerade in einer überfordernden Situation befinden und sich damit unsicher fühlen. Teilweise, weil ihnen der Austausch über Überforderung fremd ist.
Was ich von diesem wunderbaren Abend mitnehme ist, dass Überforderung allgegenwärtig ist und ständig auftauchen kann. Ich kann sie nicht einplanen, da manchmal kleine Momente ausreichen, um sie zu empfinden. Manchmal weiß ich von ihren Ursachen und kann sie im Vorfeld mit einkalkulieren. Manchmal hat sie sich hinter Themen vor mir versteckt, die ich nur selten zum Ausdruck bringe. Manchmal kommt sie und geht wieder, manchmal kommt sie und bleibt länger. In jedem Fall darf ich sie – und das nehme ich für mich mit – als Signalgeber verstehen. Als ob mein Innerstes mir versucht zu sagen: „Achtung, was passiert gerade?“
Mir war vorher schon bewusst, dass Überforderung, wenn sie sehr intensiv wahrgenommen wird, mehr als ein Achtungszeichen sein kann, da sie sie durchaus als scheinbar unüberwindbare Schlucht zeigt. Sie zwingt mich zum Stopp. Sie signalisiert mir, dass es so nicht weitergeht.
Das Erstaunliche an diesem Abend war für mich zu erkennen, dass ich, wenn ich meine Achtsamkeit auf die kleinen Überforderungen ausrichte, weniger in Versuchung gerate, sie beiseite zu schieben. Gelingt es mir, Überforderung auch im Kleinen zu erkennen und zu benennen, habe ich die Chance, sie recht schnell zu überwinden. So habe ich für mich an diesem Abend verstanden, dass auch die großen Überforderungen, die über Jahre aufgebaut wurden, womöglich von vielen kleinen Überforderungssituationen ihre Nahrung erhalten haben.
So möchte ich Danke sagen an all diejenigen, die an diesem Abend dem Thema „Überforderung“ mit ihren persönlichen Geschichten ein Gesicht gegeben haben. Vielen Dank an das Team der Kulturküche, dass sie unseren Abend kulinarisch bereichern. Und vielen Dank, dass wir immer wieder aufs Neue gemeinsam den Erzählabend in diese vertrauensvolle, offene, verletzliche Atmosphäre einbetten können.
Bis zum nächsten Mal in der Kulturküche. Habt eine gute Zeit.
Es grüßt euch herzlich euer Daniel.
Es grüßt euch herzlich euer Daniel.