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Blog über den Erzählabend zum Thema „Gemeinschaftlichkeit“ im Mai 2022

Herzlich Willkommen, liebe Leserschaft. Ich lade euch heute zum ersten Mal ein, reinzuschnuppern in meine Erlebenswelt vom Erzählabend. Ich schreibe heute von unserem ersten Abend am 30.05.2022 zum Thema „Gemeinschaftlichkeit“ in der Kulturküche. Wir hatten uns vorgenommen, dass es ein geselliger Abend sein soll, an dem man gemeinsam mit einer Mahlzeit in den Abend starten und in aller Ruhe ankommen kann. Ich glaube, das ist uns gelungen, auch dank der leckeren Suppe, die vom Team der Kulturküche bereitgestellt wurde. Ich möchte diesen ersten Blog-Beitrag auch nutzen, um euch ein bisschen von der Entstehung dieses Formats zu berichten. Wofür stehen die Erzählabende? 

Lange bevor die ersten Themen in unseren Köpfen reiften, hatten Steffi und ich die Idee, einen Raum zu schaffen, um Menschen die Möglichkeit zu geben, ihre persönlichen Erlebnisse in einem vertrauensvollen Rahmen füreinander zu öffnen. Wir wollten einen Ort schaffen, an dem Verbundenheit entsteht, indem man einander zuhört, Erzählungen auf sich wirken lässt und sich ermutigt fühlt, das eigene Erleben zu einem bestimmten Thema mit anderen zu teilen. Unser Antreiber war die Vorstellung, dass es dadurch möglich ist, sich Themen anzunähern, die große Widerstände oder gar Ängste erzeugen. Unsere Idee war, durch das Öffnen für andere Mut und Vertrauen in die eigene Wirksamkeit anzuregen.

Ich kann euch sagen, ich war aufgeregt. Ich war aufgeregt, weil es sich um das erste Mal handelte. Ich war aufgeregt, ob sich der Abend so entwickeln kann, wie ich ihn mir in meiner Vorstellung in aller Offenheit zurecht gelegt hatte. Ich hatte mir vorgenommen, den Anwesenden das Gefühl zu vermitteln, dass sie sicher sind. Dass sie sich trauen dürfen, an diesem Ort ihre persönlichen Geschichten mitzuteilen. Ich hatte mir auch vorgenommen, ganz im Moment zu sein, um würdigen zu können, was passiert. Und ich hatte mir vorgenommen, nicht zu wissen, wie es den Erzählenden in der Situation ging, um offen und neugierig zu sein, für den individuellen Kontext. 

Wir hatten uns für das Thema „Gemeinschaftlichkeit“ entschieden, um uns allen einen guten Start zu ermöglichen. Keiner hätte vorher wissen können, wie gut die Anwesenden diesen Raum annehmen, wie sie ihn mitgestalten wollen. Wir dachten, “Gemeinschaftlichkeit” sei ein Thema, das zum einen wertvoll ist und zum anderen wenig Widerstände bewirkt, es zur Sprache zu bringen. Und vielleicht hat uns allen dieser “leichte” Einstieg gut getan, um uns auf uns einzulassen, um gegenseitig Vertrauen in den gemeinsamen Abend zu gewinnen.

Ich konnte an diesem Abend hören, dass das Gefühl von Gemeinschaftlichkeit – allgemein gesprochen: Gemeinschaft – in vielen Menschen Sicherheit erzeugt. Man kann auf Unterstützung hoffen oder um Rat fragen, wenn man nicht weiter weiß. Sie sorgt dafür, dass ich mich selbst als Teil von etwas Größerem erkenne, dass ich dort womöglich eine Aufgabe habe. Sie kann stärkend und ermutigend auf jeden Einzelnen wirken. Auf die Helfenden, weil sie sich gebraucht fühlen und auf die Hilfesuchenden, weil sie sich gesehen fühlen. Sie bietet ihren Mitgliedern dadurch einen Schutzraum, z.B. weil sie Einfluss auf das individuelle Einsamkeitsempfinden ihrer Mitglieder nehmen kann. Menschen fühlen sich in Gemeinschaft weniger einsam, weil in ihr Verbundenheit entsteht. 

Ich fand an diesem Abend bemerkenswert, dass jeder mit seiner Geschichte versucht hat, einen Unterschied zu dem zuvor Gehörten zu machen. Das hat die Perspektiven auf Gemeinschaftlichkeit unglaublich reichhaltig gemacht. So wurden nicht nur ihre stärkenden Elemente, sondern auch die Fallstricke von Gemeinschaftlichkeit thematisiert. 

Zum Beispiel konnte ich für mich erkennen, dass das Gefühl von Gemeinschaftlichkeit sich nicht selten in einer gemeinsamen Sprache ausdrückt. Menschen fühlen sich womöglich besser verstanden oder finden leichter Zugang zueinander, wenn sie einen gemeinsam geteilten Code haben. Gleichzeitig kann eine gemeinsame Sprache dazu führen, dass Menschen womöglich bewusst oder unbewusst ausgrenzt werden. Aus meiner Sicht liegt die Verantwortung einer Gemeinschaft darin, genau das zu reflektieren und mit Außenstehenden ehrlich zu kommunizieren. Denn Gemeinschaft hat die Macht, Bedingungsgefüge zu schaffen, die andere Menschen ausschließen. Gleichzeitig hat sie auch die Macht, anderen offen und tolerant zu begegnen und sie verantwortungsvoll ein Stück ihres Weges zu begleiten.

Des Weiteren konnte ich mir an diesem Abend in Erinnerung rufen, dass der Schutz der Gemeinschaft bzw. das Ausleben von Gemeinschaftlichkeit von seinen Mitgliedern womöglich erfordert, dass sie Verantwortung für sich und andere übernehmen. Dabei geht es mehr als um reines Pflichtbewusstsein. Ich bin überzeugt, dass das Gefühl von Gemeinschaftlichkeit mich dazu ermutigen kann, die Verbindungen innerhalb zu stärken und damit Verbindlichkeit für mich und andere zu schaffen. 

Trotz aller Kontroversen, die Gemeinschaftlichkeit zum Ausdruck bringen kann, stellt sie für viele ein Sicherheitsnetz bzw. einen Schutzraum dar, der nicht selten durch Empathie und Orientierung gekennzeichnet ist. Im Inneren finden sich oft genug Toleranz für die persönliche Ausdrucksweise und gleichzeitig das Ausrichten auf ein gemeinsames Interesse. Damit wahrt sie gleichzeitig die Individualität und eröffnet Möglichkeiten der Potentialentfaltung durch die Gemeinschaft. 

Ich möchte zum Schluss von Herzen Danke sagen an alle, die diesen ersten Erzählabend mitgestaltet haben. Ich möchte danke sagen für die Offenheit und Entschlossenheit derer, die  ihre persönlichen Geschichten mit ihnen zum Teil fremden Menschen teilten. Es ist eine Freude, Teil dieses wertschätzenden Miteinanders zu sein. Und ich möchte meinen Dank auch an das Team der Kulturküche richten, die uns für einen geselligen Einstieg eine Suppe gerichtet hat. Für mich gibt es daher nur noch eins zu sagen: Alles richtig gemacht, diesen Raum des persönlichen Austauschs zu eröffnen! Ich bin schon jetzt gespannt auf weitere Zusammenkünfte in diesem Rahmen.

Bis zum nächsten Mal in der Kulturküche. Habt eine gute Zeit. 

Es grüßt euch herzlich euer Daniel.

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