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Blog über den Erzählabend zum Thema „Bedauern“ im Juli 2023

Hallo, ihr Lieben,

ich begrüße euch zu einem weiteren Blog-Beitrag vom Erzählabend am 04.07.2023 zum Thema „Bedauern“. Bedauern hat in der Regel etwas mit der Vergangenheit zu tun. Bestimmt kann ich auch etwas bedauern, wenn ich der Meinung bin, dass ich in Zukunft etwas nicht mehr machen kann. Viel öfter kommt es wohl vor, dass wir eine Situation in der Vergangenheit betrachten und uns wünschen, dass sie einen anderen Ausgang, vielleicht einen glücklicheren Ausgang genommen hätte. Doch was passiert in uns, dass wir diesen Situationen nachhängen? Was passiert, dass sich dieses Gefühl in uns einstellt? Rein rational wissen wir doch, dass wir die Vergangenheit nicht mehr ändern können. Rein rational wissen wir vielleicht auch, dass es unter den besonderen Umständen in dieser Situation nicht anders hätte ausgehen können. Doch die Ratio hilft uns nur bedingt, einen guten Umgang damit zu finden. Gleichzeitig sagt sie uns nicht selten, dass Bedauern nicht angemessen ist oder gar schädlich. Ist das wirklich so?

In den Geschichten des Abends lag eben dieser oftmals trauernde Blick auf die Unveränderlichkeit. Bei dem einen waren es Handlungen der Vergangenheit, die den eigenen Selbstwert angreifen und dazu führen, dass ich mich nicht richtig fühle. Bei einem anderen ging es um die Begrenztheit der Möglichkeiten, vielleicht sogar des eigenen Vermögens, die dazu führen, dass ich mir Vorwürfe mache, nicht alles in meiner Macht Stehende getan zu haben. Wieder andere haderten mit der Begrenztheit der eigenen Ausdrucksformen, was dazu führte, dass eine permanente Unzufriedenheit erzeugt wurde.

Wir konnten gemeinsam anerkennen, dass uns Limitierungen, auf die wir keinen Einfluss haben (wie z.B. die Zeit) oder auf die wir keinen Einfluss mehr nehmen können (wie z.B. bereits Geschehenes) emotional mitnehmen. Das Gefühl des Bedauerns, das dabei mitschwingt, zeigt uns an, dass wir es uns anders wünschen, vielleicht sogar, dass wir fehlbar sind. Dabei spielt der Umgang mit diesen Begrenzungen eine wesentliche Rolle. Wenn ich mir ständig vor Augen führe, wie limitierend mein Handlungsspielraum ist, wie soll ich dann mit mir selbst zufrieden sein können? 

Ich war beeindruckt von dem Gedanken, dass mir mein Bedauern dazu verhelfen kann, zu erkennen, wie wertvoll mir Themen oder Menschen oder Situationen in meinem Leben sind. Bedauern als Signalgeber versetzt mich in die Lage, meine Gedanken in der Tiefe auszurichten und mir klar zu machen, was mein Antrieb war, wofür ich mich stark mache oder für wen. So wirkt Bedauern mehr als Formgeber für die Zukunft. Was kann ich in einer nächsten Situation anders machen, damit es mir nicht nochmal so geht?

Und was ist mit den Limitierungen, auf die ich nur bedingt Einfluss habe? Wie gelingt es mir, Bedauern dort als einen wertvollen Signalgeber anzunehmen? Einer aus der Runde bedauerte z.B., dass er sich stärkere Ausprägungen seiner Gefühlsregungen wünscht. Er fühlt sich, als ob ihm ein Teil von sich nicht zugänglich ist und leidet unter den abwertenden Selbstzuschreibungen. Ich glaube, es ist ein wichtiger Schritt, sich mit diesen Sorgen vertrauensvoll nach außen zu wenden. Wenn ich mir vorstelle, dass dieser Mensch womöglich gelernt hat, sich selbst vor zu starken Gefühlsausdrücken zu schützen, weil andere z.B. in dafür beurteilt haben, stelle ich mir vor, dass eine mehr oder weniger neutrale Reaktion weniger Aufsehen erregt. Ich glaube, es ist wichtig anzuerkennen, dass es unter den je signifikanten Kontexten im Leben manchmal nicht anders möglich war. Über das Bedauern zu sprechen, hilft mir womöglich, neuen Mut für Veränderung zu schöpfen.

Was ich durch den Dialog an diesem Abend für mich anerkennen konnte, ist, dass es wohltuend sein kann, wenn andere mir vor Augen führen, wie groß meine Bemühungen waren, es gut zu machen. Indem sie mit mir zusammen die Situation nochmal durchleben, helfen sie mir, mit ihren Perspektiven eine neue Wahrnehmung zu erzeugen. Damit wird mein Bedauern wertgeschätzt und gleichzeitig ein Momentum bereitet, mein Bedauern abzuschließen oder Wege zu offenbaren, die mir dazu verhelfen, eine Abschluss zu finden. Dadurch fühle ich mich erleichtert und kann von der Unwiederbringlichkeit der Vergangenheit loslassen. Denn Bedauern ist menschlich und kann uns, wenn wir in Verbindung damit gehen, uns als Menschen näher bringen.

Bleibt noch zu sagen: Bis zum nächsten Mal in der Kulturküche. Habt eine gute Zeit. Ich freue mich schon jetzt auf einen weiteren Abend mit euch im vertrauten Kreis.

Es grüßt euch herzlich euer Daniel

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