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Blog: Erzählabend im QUINO zum Thema „Toleranz und Vielfalt in der Innenstadt-Ost“

Es gibt Orte in Karlsruhe, da sitze ich in meinem Wohnzimmer, öffne mein Fenster und erlebe die Vielfalt meines Stadtteils direkt vor meiner Haustür. Es gibt Orte in Karlsruhe, da begünstigt die räumliche Nähe, dass sich Vielfalt ganz natürlich nebenan entfaltet. Und gleichzeitig fordert diese Nähe uns heraus, weil dieser Lebensraum viele individuelle Bedürfnisse zu teils gegenläufigen (Lebens-)Rhythmen stillen soll. In dieser Hinsicht spielt Toleranz eine wesentliche Rolle. Denn Toleranz führt dazu, dass ich in den Blick nehme, wie sich Vielfalt in meiner unmittelbaren Umgebung ausdrückt. Sie führt dazu, dass ich mich für die vielfältigen Ausdrucksformen meines sozialen Nahraums interessiere. Damit eröffne ich mir die Chance, den Menschen mit ihren persönlichen Geschichten – auch wenn es nur auszugsweise ist – zu begegnen. 

Wir waren tief beeindruckt von den Geschichten dieses Abends, weil sie uns zeigten, dass Vielfalt vor der Tür eines jeden zu finden ist. Und weil sie uns zeigten, dass Vielfalt uns den Blick dafür bereitet, die Welt in ihrer individuellen Schönheit zu sehen. Und weil sie uns zeigten, dass ich dafür nicht zwingend um die Welt segeln muss. Denn es reicht schon aus, sich die Zeit zu nehmen, stiller Beobachter zu sein und verweilend die Lebendigkeit des eigenen Stadtteils zu genießen. 

Einer dieser lebendigen Orte in der Innenstadt-Ost ist der Fasanenplatz. Rund um seinen alten Kastanienbaum entfaltet sich ein gemeinsamer Lebensraum, wie er unterschiedlicher in seinen Ausprägungen kaum sein könnte. Zu nennen ist beispielsweise das Altenheim, was seinen Bewohnern durch die besondere Lage die Möglichkeit bietet, die innerstädtische Atmosphäre auch ins hohe Alter hinein zu erhalten. Zudem sorgen barrierefreie Transport- und  Zugangswege dafür, dass das gut gelingen kann. 

Blickt man sich am Fasanenplatz weiter um, so finden sich rund um den Kastanienbaum Sitzgelegenheiten, die einen willkommenen Rastplatz für Menschen jeden Alters darstellen. Hier kann ich mir mein Wunsch-Panorama aussuchen: Genieße ich lieber das gesellige Miteinander von Menschen am Tisch oder den eher beruhigenden Blick auf die Altstadt-Fassade? Wie auch immer ich mich entscheide, kann ich unmittelbar die Nähe zum Stadtteil spüren und an dieser Gemeinschaft teilhaben. 

Und dann gibt es noch das Nachtleben am Fasanenplatz. Zu dieser Tageszeit wechselt das Publikum und man erlebt (vor allem) junge Leute, die sich z.B. im Z10, im Oxford, dem Prinz S oder weiteren in der unmittelbaren Nähe angesiedelten Kneipen einfinden und ihrem Bedürfnis nach Geselligkeit nachgehen. Nicht zu vergessen die Besucher der Brunnenstraße, die nicht selten über die ganze Nacht hinweg durch die Straßen rund um den Fasanenplatz hörbar sind. 

Toleranz in diesem belebten Teil der Innenstadt-Ost bedeutet vor allem, vielen verschiedenen Menschen einen (Aus-)Lebensraum zuzugestehen. In dieser Hinsicht gilt es darauf zu vertrauen, dass Anwohner wie Gäste den Platz – egal zu welcher Tageszeit – friedlich nutzen. Vor allem nachts besteht hier die Herausforderung abzuwägen, wie die Bedürfnisse aller gewahrt werden können. Und auch wenn sich nicht immer vermeiden lässt, dass Recht und Pflicht unmittelbar umgesetzt werden, tragen diese Lokalitäten in hohem Maße dazu bei, dass die Innenstadt-Ost Vielseitigkeit ausstrahlt.

Wir nehmen für uns von diesem Abend mit, dass gerade solche Orte wie der Fasanenplatz dazu einladen, mit der Stadt, in der ich lebe, in Kontakt zu kommen. Gerade wenn sich Einheimisches und Fremdes auf natürliche Weise mischt, entsteht ein kultureller Hot-Spot, der es womöglich auch den Zugezogenen einfacher macht, Anschluss zu finden. Denn das Gefühl von Heimat trage ich ihn mir. Es ist verbunden mit prägenden Erlebnissen, die mich als Mensch geformt haben. Wird es aktiviert, steigen wohlige Gefühle in mir auf, die mich dazu einladen, in meiner aktuellen Situation ein Stück Heimat zu entdecken. Und mehr noch: Es gibt mir die Möglichkeit – egal an welchem Ort ich mich befinde – die Schönheit meiner Heimat mitzunehmen und dort, wo ich bin, zu kultivieren.

Es grüßen Euch herzlich aus dem QUINO in der Innenstadt-Ost

 

Stefanie Knoll und Daniel Stutzmann

Die Erzählabende in der Innenstadt-Ost werden in Kooperation mit dem QUINO (AWO Karlsruhe) durchgeführt. Sie sind gefördert vom Land Baden-Württemberg und der Stadt Karlsruhe aus Mitteln der Nichtinvestiven Städtebauförderung.

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