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Blog: Erzählabend im QUINO zum Thema „Geschichte und Identität der Innenstadt-Ost“

Ich behaupte, dass jede Person, die einen Teil ihrer eigenen Geschichte mit anderen teilt, damit Erlebensgeschichte spürbar macht. Auf diese Weise ist es uns Zuhörern möglich, die Spuren kultureller Entwicklungen nachzuempfinden. Denn gerade in der Innenstadt-Ost finden sich vielfältige künstlerische, architektonische, soziale und handwerkliche Strömungen, die durch ihre Entstehungsgeschichten auch für den Nicht-Wissenden den damaligen Zeitgeist lebendig erscheinen lassen. Dadurch bin ich in der Lage, mich Perspektiven anzunähern, die fremd in meiner Erlebenswelt sind. 

Ein Beispiel architektonischen Kulturschaffens gab an diesem Abend eine der Mitgründerinnen einer modernen Baureihe im Dörfle in den 1970er Jahren. Durch ihre Erzählung wurden wir zu Zeugen der Entstehung und des Zusammenlebens dieser 12 Wohneinheiten. Sie ließ uns eintauchen in die Welt dieser Vereinigung aus Architekten, die sich ein Domizil kreativer Nähe schufen. Denn neben der Selbstverwirklichung der eigenen vier Wände wurden von diesem Teil der Innenstadt-Ost aus etliche Grundlagen für weitere Bauwerke in Karlsruhe geschaffen. Dass es für den Umzug der Firmenzentrale von L’Oreal an den Kronenplatz nicht gereicht hat, liegt allerdings an der baulichen Enge und nicht am Ideenreichtum dieser Menschen. (Für all diejenigen, die sich noch weiter für diese Transformation des alten Dörfles interessieren, wurden die Modernisierungsmaßnahmen von zwei VHS-Lehrern dokumentiert und aufbereitet.) 

Was des einen architektonische Blase war, war des anderen künstlerische Blase. Hier hörten wir an dem Abend Geschichten, die vom Künstlerhaus in der Kriegsstraße ausgehend weitreichende Fäden in der ganzen Innenstadt-Ost zog. Während das Haus selbst eher als Ort des Rückzugs für das eigene Schaffen genutzt wurde, entstanden in den vergangenen Jahrzehnten Künstler-Gruppen, die der neuen Sachlichkeit zuzuordnen waren. Gerne erinnert sich unser Erzähler an die Treffen der Künstler-Szene im “Café Napoleon” oder im “Schwarzen Kater”. Besonders in Erinnerung geblieben sind ihm die bunten Faschings-Veranstaltungen im KAP, die unter einem bestimmten Motto ein farbenfrohes Spektakel abgaben. All diese Erlebnisse trugen zur Identitätsbildung in der eigenen Malerei bei und sorgen sogar in fremden Städten heute noch dazu, dass nicht nur der künstlerische Ausdruck, sondern auch der Lebensraum zum Wiedererkennungseffekt der eigenen Werke wird.

Was wir auch erfahren konnten, ist, dass die Unterstützung künstlerischer Darstellungsformen in Karlsruhe traditionell ein wichtiger Bestandteil städtischer Förderung bildet. Symbole dafür sind wechselnd ausgeschriebene Projekte und niederschwellige Förderprogramme der Stadt, die es den Künstlern der Stadt ermöglichen, sich ungestört ihrer Kunst zu widmen. Nicht zuletzt sind die Künstlerhäuser selbst (es finden sich mehrere Bauten dieser Art in der Stadt verteilt) Ausdruck der Karlsruher Verbundenheit zum kreativen Schaffen. 

So nehmen wir von diesem Abend mit, dass Karlsruhe nicht nur offen für seine Kreativschaffenden ist, sondern in besonderem Maße die Entwicklung dieser Menschen fördert. Die Stadt selbst profitiert von Wiedererkennungswert, der aus den Werken spricht. Und wir konnten an diesem Abend den großen Zusammenhängen lauschen, die dafür sorgen, dass Karlsruhe in der Künstlerszene einen besonderen Platz einnimmt. 

Es grüßen Euch herzlich aus dem QUINO in der Innenstadt-Ost

 

Stefanie Knoll und Daniel Stutzmann

Die Erzählabende in der Innenstadt-Ost werden in Kooperation mit dem QUINO (AWO Karlsruhe) durchgeführt. Sie sind gefördert vom Land Baden-Württemberg und der Stadt Karlsruhe aus Mitteln der Nichtinvestiven Städtebauförderung.

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